Bewertung ökologischer Zustand
Auswahl des Bewertung-Moduls
Der DeLFI-Verfahrensvorschlag beinhaltet zwei Module, die in Abhängigkeit von Gewässereigenschaften angewandt werden - es kommen für einzelne Seen nicht beide Module zum Einsatz.
Das Site-Modul ist für norddeutsche Seen > 1.000 ha sowie für alpine Seen vorgesehen. Es ist gewässerspezifisch und basiert auf Modellierungen von Referenzzustand und aktuellem Zustand der Fischgemeinschaft. Diese Modellierung erfolgt für jedes Gewässer individuell. Dazu werden Daten und Angaben der Fischerei, Fachliteratur, gezielte Befischungen und Expertisen genutzt.
Das Type-Modul ist typspezifisch, d. h. die zu bewertenden Seen werden Typen zugeordnet. Für jeden Typ existiert eine Vorgabe zum Referenzzustand der Fischgemeinschaft. Diese wird dann mit den Ergebnissen von standardisierten Befischungen mit Multimaschennetzen verglichen. Das Type-Modul ist für Seen des Norddeutschen Tieflands mit Flächen zwischen 50 und 1.000 ha vorgesehen.
Die Unterteilung des DeLFI-Verfahrens in die Module wurde durch die unterschiedliche Datengrundlage erforderlich. Das Type-Modul setzt zwar aufwändige Befischungen voraus, hat aber den Vorteil auf national und international vergleichbaren Untersuchungen nach einem Standardverfahren zu basieren. Bei sehr großen Seen jedoch können repräsentative Aussagen nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand getroffen werden. Im alpinen Bereich liegen zudem keine Daten zu standardisierten Stellnetzbefischungen vor.
In beiden Modulen des DeLFI-Index werden bewertungsrelevante Fischbestandsparameter (sog. Metrics) zunächst einzeln bewertet. Im Anschluss werden die Einzelbewertungen zu einem EQR-Wert verrechnet (ecological quality ratio). Der EQR-Wert liegt zwischen 0 und 1 und wird einer fünfstufigen ökologischen Zustandsbewertung für den See zugeordnet. Werte nahe 1 führen zu einer sehr guten Zustandsklassifizierung. Mit sinkendem EQR folgen die die Klassen gut; mäßig und unbefriedigend; Werte nahe 0 entsprechen einem schlechten ökologischen Zustand. Die Vorgehensweise entspricht den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie und der entsprechenden Umsetzungshinweise.
Verfahrensbeschreibung zur Bewertung von Seen ahand der Fischfauna. |
Site-Modul
Nach der Wahl des Moduls werden die Referenzfischgemeinschaft und die aktuelle Fischgemeinschaft modelliert (Fischbestandsmodellierung). Die Metrics entsprechen Vergleichen der aktuellen Situation mit der Referenzsituation:
Metric |
Erklärung |
Anzahl häufige Arten |
wie viele Fischarten kommen aktuell im Gewässer vor, die für den Referenzzustand als häufig klassifiziert wurden (Klasse 3) |
Anzahl regelmäßige Arten |
ebenso, aber Referenzzustand regelmäßig (Klasse 2) |
Anzahl seltene Arten |
ebenso, aber Referenzzustand selten (Klasse 1) |
Anzahl Reproduktionsgilden |
wie viele Reproduktionsgilden kommen aktuell im Gewässer vor, die auch für den Referenzzustand festgelegt wurden |
Anzahl Habitatgilden |
ebenso, aber Habitatgilden |
Abundanz häufige Arten |
wie viele Fischarten sind aktuell im Gewässer häufig (Klasse 3), die auch für den Referenzzustand mit häufig klassifiziert wurden |
Abundanz Reproduktionsgilden |
Indexwert, der die Verteilung der artspezifischen Häufigkeitsklassen auf einzelne Reproduktionsgilden kombiniert |
Abundanz Habitatgilden |
ebenso, aber Habitatgilden |
Maximale Masse Blei |
Mittlere Masse der fünf größten Bleie |
Reproduktion besetzter Arten |
Modifikator, der ausschließlich besatzbasierte Populationen als fehlend (Klasse 0) bewertet |
Vernetzung |
Vorkommen von Arten bzw. einer Artengruppe: Gründling, Quappe, Stichling, Stint, Zander und „rheophile Cypriniden des Freiwassers“ (Aland, Döbel, Hasel oder Rapfen) |
Die Ermittlung der Werte ist für die genannten Metrics anhand der Erklärung überwiegend nachvollziehbar, für die Abundanz-Indexwerte Reproduktionsgilden und Habitatgilden wird jedoch auf die Verfahrensdarstellung verwiesen.
Den Werten der Metrics werden in drei Klassen Punkte zugewiesen; die Punkte entsprechen einer Zustandsbewertung nach Wasserrahmenrichtlinie: 5 Punkte (sehr gut), 3 Punkte (mäßig) oder 1 Punkt (schlecht). Zwei Metrics werden fünfstufig Punkte zugeordnet. Die nachfolgende Tab. 1 zeigt eine Übersicht der Klassengrenzen und Punktezuweisung.
Metric |
5 Punkte |
3 Punkte |
1 Punkt |
Anzahl häufige Arten |
alle |
- |
≥ 1 fehlt |
Anzahl regelm. Arten |
> 90 % |
76-90 % |
≤ 75 % |
Anzahl seltene Arten |
> 50 % |
26-50 % |
≤ 25 % |
Anzahl Habitatgilden |
alle |
1 Gilde (1 Art) fehlt |
1 Gilde (>1 Art) oder > 1 Gilde fehlt |
Anzahl Repro-Gilden |
alle |
1 Gilde (1 Art) fehlt |
1 Gilde (>1 Art) oder > 1 Gilde fehlt |
Abundanz häufige Arten |
alle häufig |
50-99 % häufig |
< 50 % häufig |
Abundanz Habitatgilden |
Index > 4 |
Index > 2 - 4 |
Index ≤ 2 |
Abundanz Repro-Gilden |
Index > 4 |
Index > 2 - 4 |
Index ≤ 2 |
Metric |
5 Punkte |
4 Punkte |
3 Punkte |
2 Punkte |
1 Punkt |
Max. Masse Blei [kg] |
> 2 |
1,5-2,0 |
1,0-1,5 |
0,5-1,0 |
< 0,5 |
Vernetzung |
> 3 |
3 |
2 |
1 |
0 |
Für die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands des Sees werden zunächst alle Metric-Einzelbewertungen zu einer Gesamtpunktzahl aufsummiert. Die erreichbare Punktzahl ist abhängig von der Berücksichtigung optionaler Metrics. Dann wird die Gesamtpunktzahl nach folgendem Schema in einen EQR umgerechnet (EQR = ecological quality ratio):
EQR = (X-Xmin)/(Xmax-Xmin)
Dabei ist X die erreichte, Xmin die minimal erreichbare und Xmax die maximal erreichbare Punktzahl. Xmin entspricht einer Bewertung aller Metrics mit 1 Punkt, Xmax einer Bewertung aller Metrics mit 5 Punkten. Durch die Berechnung als EQR bleiben die Bewertungsergebnisse in einem Bereich zwischen 0 und 1 und sind auch für unterschiedliche Module, Typen oder Metrics vergleichbar.
Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie wird dem errechneten EQR-Wert in einem letzten Schritt eine von fünf von ökologischen Zustandsklassen zugewiesen. Die Grenzwerte zeigt Tab. 2.
EQR Site |
Ökologischer Zustand |
≥ 0,85 |
sehr gut |
< 0,85 |
gut |
< 0,69 |
mäßig |
< 0,50 |
unbefriedigend |
< 0,25 |
schlecht |
Type-Modul
Nach der Wahl des Moduls werden die nachfolgend beschriebenen Metrics anhand der Fänge einer standardisierten Stellnetzbefischung ermittelt. Grundlage sind die Fänge aller benthischen Netze. Für drei Metrics werden qualitative Angaben benötigt, die ggf. weitere Datenquellen erfordern: obligatorische Arten, Reproduktion besetzter Arten und Vernetzung.
Metric |
Erklärung |
Obligatorische Arten |
Verbreitete Arten die immer vorkommen sollten: Barsch, Blei, Hecht, Kaulbarsch, Rotfeder, Plötze. Je nach Typ auch Güster und Kleine Maräne. |
Einheitsfang Masse |
Gesamtfang pro Gesamtfläche der gestellten Netze |
Anteil Barsch |
Anteil der Fischart Barsch am Gesamtfang |
Anteil Blei |
- |
Anteil Güster |
- |
Anteil Kaulbarsch |
- |
Anteil Zander |
- |
benthische Arten |
Anteil der Fischarten mit bodenorientierter Lebensweise: Blei, Giebel, Großmaräne, Güster, Karausche, Karpfen, Kaulbarsch, Plötze, Zander |
benthivore Arten |
Anteil der Fischarten mit bodenorientierter Ernährungsweise: Blei, Güster, Karpfen, Kaulbarsch, Großmaräne und Schleie |
Median Masse |
Medianwerte der individuellen Stückmassen von Barschen > 6 g, Bleien > 10 g und Plötzen > 14 g |
Reproduktion besetzter Arten |
Modifikator, der ausschließlich besatzbasierte Populationen als fehlend einstuft |
Vernetzung |
Vorkommen von Arten bzw. einer Artengruppe: Gründling, Quappe, Stichling, Stint, Zander und „rheophile Cypriniden des Freiwassers“ (Aland, Döbel, Hasel oder Rapfen) |
Den Werten der Metrics werden in fünf Klassen Punkte zugewiesen; entsprechend den Zustandsbewertungen nach Wasserrahmenrichtlinie. Die Bewertungen reichen von 5 Punkten (sehr gut) bis 1 Punkt (schlecht). In Tab. 3 werden die Klassengrenzen für die Zuordnung von Punkten zu den Metrics-Werten dargestellt. Die Auswahl der Metrics und die Klassengrenzen hängen vom Gewässertyp ab, teilweise werden für gleiche Arten zahlenmäßige Anteile statt Masseanteile genutzt (z. B. für den Kaulbarsch in Seen des Typs TIEF). Der Metric Median Masse besteht aus drei Einzelmetrics (Barsch, Blei, Plötze), die jeweils zweiseitig bewertet werden. Die Gesamtbewertung ist die schlechteste Einzelbewertung. Der Metric und die Klassengrenzen sind für die drei Seetypen gleich.
Metric |
n. a. |
5 Punkte |
4 Punkte |
3 Punkte |
2 Punkte |
1 Punkt |
Seetyp POLY |
||||||
obligatorische Arten |
|
alle |
- |
eine fehlt |
- |
> eine fehlt |
EF Masse [kg/m²] |
≤ 0,031 |
≤ 0,05 |
≤ 0,10 |
≤ 0,20 |
≤ 0,30* |
> 0,30 |
Anteil Blei %M |
= 0 |
≤ 10 |
≤ 35 |
≤ 60 |
≤ 85* |
> 85 |
Anteil Güster %M |
= 0 |
≤ 10 |
≤ 20 |
≤ 40 |
≤ 50* |
> 50 |
Anteil Kaulbarsch %M |
= 0 |
≤ 4,5 |
≤ 6,0 |
≤ 7,5 |
≤ 9,0* |
> 9,0 |
Anteil Barsch %M |
|
≥ 40 |
≥ 15 |
≥ 5 |
≥ 0 |
= 0 |
Anteil Zander %M |
|
≤ 4 |
≤ 20 |
≤ 36 |
≤ 52* |
> 52 |
Benthische Arten %M |
|
≤ 60 |
≤ 85 |
≤ 95 |
≤ 100 |
= 100 |
Benthivore Arten %M |
|
≤ 20 |
≤ 50 |
≤ 80 |
≤ 95* |
> 95 |
Seetyp STRAT |
||||||
obligatorische Arten |
|
alle |
- |
eine fehlt |
- |
> eine fehlt |
EF Masse [kg/m²] |
≤ 0,011 |
≤ 0,03 |
≤ 0,05 |
≤ 0,08 |
≤ 0,10* |
> 0,10 |
Anteil Blei %N |
= 0 |
≤ 0,6 |
≤ 3 |
≤ 5 |
≤ 7* |
> 7 |
Anteil Kaulbarsch %M |
= 0 |
≤ 1,0 |
≤ 4,0 |
≤ 7,0* |
≤ 9,0* |
> 9,0 |
Benthische Arten %M |
|
≤ 45 |
≤ 60 |
≤ 75 |
≤ 90* |
> 90 |
Benthivore Arten %M |
|
≤ 10 |
≤ 20 |
≤ 30* |
≤ 40 |
> 40 |
Seetyp TIEF |
||||||
obligatorische Arten |
|
alle |
- |
eine fehlt |
- |
> eine fehlt |
EF Masse [kg/m²] |
≤ 0,012 |
≤ 0,02 |
≤ 0,032 |
≤ 0,044 |
≤ 0,066* |
> 0,066 |
Anteil Blei %N |
= 0 |
≤ 0,5 |
≤ 2 |
≤ 3,5 |
≤ 5* |
> 5 |
Anteil Kaulbarsch %N |
= 0 |
≤ 10 |
≤ 20 |
≤ 30 |
≤ 40 |
> 40 |
Benthische Arten %M |
|
≤ 45 |
≤ 60 |
≤ 75* |
≤ 90 |
> 90 |
Benthivore Arten %M |
|
≤ 13 |
≤ 23 |
≤ 33* |
≤ 43 |
> 43 |
Alle Typen |
||||||
Median Masse gesamt: |
|
schlechteste Einzelbewertung von Barsch, Blei, Plötze |
||||
Barsch > 6 g [g] |
|
12-14,9 |
15 - 29,9 |
30 - 44,9 |
45 - 59,9* |
≥ 60 |
Blei > 10 g [g] |
|
50-99,9 |
100 - 249 |
250 - 399* |
≥ 400 |
? |
Plötze > 14 g [g] |
|
40-54,9 |
55 - 99,9 |
100 - 144,9* |
150 - 189,9 |
> 190 |
Vernetzung |
|
≥ 4 |
3 |
2 |
1 |
0 |
Für die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands des Sees werden zunächst alle Metric-Einzelbewertungen zu einer Gesamtpunktzahl aufsummiert. Die erreichbare Punktzahl ist abhängig von der Berücksichtigung optionaler Metrics. Dann wird die Gesamtpunktzahl nach folgendem Schema in einen EQR umgerechnet (EQR = ecological quality ratio):
EQR = (X-Xmin)/(Xmax-Xmin).
Dabei ist X die erreichte, Xmin die minimal erreichbare und Xmax die maximal erreichbare Punktzahl. Xmin entspricht einer Bewertung aller Metrics mit 1 Punkt, Xmax einer Bewertung aller Metrics mit 5 Punkten. Durch die Berechnung als EQR bleiben die Bewertungsergebnisse in einem Bereich zwischen 0 und 1 und sind auch für unterschiedliche Module, Typen oder Metrics vergleichbar.
Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie wird dem errechneten EQR-Wert in einem letzten Schritt eine von fünf von ökologischen Zustandsklassen zugewiesen. Die Grenzwerte zeigt Tab. 4.
EQR Site |
Ökologischer Zustand |
≥ 0,85 |
sehr gut |
< 0,85 |
gut |
< 0,69 |
mäßig |
< 0,50 |
unbefriedigend |
< 0,25 |
schlecht |