Qualitätskomponentenspezifische Typologie

Die LAWA- oder MZB-Fließgewässertypen erstrecken sich in der Regel über mehrere Fischregionen. Hierdurch resultieren für einen Fließgewässertyp häufig mehrere fischfaunistische Referenzzustände.

Hinzu kommen zoogeografische Aspekte die für Unterschiede des Fischarteninventars zwischen den Stromsystemen sorgen. Insbesondere das Donausystem grenzt sich deutlich, aufgrund der bereits seit langem bestehenden Isolation, von den anderen Siedlungsräumen ab und ist durch zahlreiche endemische Fischarten gekennzeichnet. Andererseits fehlen die diadromen Arten der in die Nord- und Ostsee entwässernden Ströme. Neben den großräumigen, zoogeografischen Besiedlungsspezifika erschweren auch lokale Verbreitungsmuster die Formulierung deutschlandweit gültiger fischfaunistischer Referenzen. Hieraus resultiert eine große Anzahl bundeslandspezifischer Referenzen, deren Differenzierungsgrad deutlich über den der klassischen Fischregionen hinausgeht.

Wie sich gezeigt hat, erfordern zoogeografische, längszonale und regionale Aspekte eine stärkere Differenzierung der Fischlebensgemeinschaften als dies auf Basis der LAWA-Fließgewässertypen (Pottgiesser 2018) oder auch MZB-Typen möglich ist. Für die ökologische Zustandsbewertung in den verschiedenen Regionen Deutschlands ist daher eine einheitliche fischfaunistische Referenz pro LAWA-Fließgewässertyp nicht ausreichend (Dußling et al. 2004, Schaarschmidt et al. 2005). In Bezug auf die fischfaunistischen Referenzzustände innerhalb der LAWA-Fließgewässertypen kann daher bundesweit nur ein allgemeiner Rahmen vorgegeben werden (im Sinne der wahrscheinlichen Entsprechung unter Berücksichtigung der geochemischen Prägung) (Tab.1).

Tab. 1: Werte für Temperatur und Temperaturerhöhungen mit Zuordnung der Fischgemeinschaften zu den MZB-Typen.

FISCHGEMEINSCHAFT

MZB-TYPEN

ff/tempff

Sa-ER

Sa-MR

Sa-HR

Cyp-R

EP

MP

HP

Alpen und Alpenvorland

Subtyp 1.1

X

X

X

X

Subtyp 1.2

X

X

X

X

Subtyp 2.1

X

X

X

X

X

Subtyp 2.2

X

X

X

X

Subtyp 3.1

X

X

X

X

X

X

Subtyp 3.2

X

X

X

X

Typ 4

X

X

X

Mittelgebirge

Typ 5

X

X

X

X

X

Typ 5.1

X

X

X

X

X

Typ 6

X

X

X

X

X

X

Subtyp 6 K

X

X

X

X

X

X

Typ 7

X

X

X

X

X

X

Typ 9

X

X

X

X

X

Typ 9.1

X

X

X

X

X

X

Subtyp 9.1 K

X

X

X

X

X

Typ 9.2

X

X

X

X

Typ 10

X

X

X

Norddeutsches Tiefland

Typ 14

X

X

X

X

Typ 15

X

X

X

X

X

X

Typ 15 groß

X

X

X

X

Typ 16

X

X

X

X

Typ 17

X

X

X

Typ 18

X

X

X

X

Typ 20

X

X

X

Typ 22

X

X

Typ 23

X

Ökoregion unabhängig

Typ 11

X

X

X

X

X

X

Typ 12

X

X

X

X

X

X

Typ 19

X

X

X

X

Subtyp 21 Nord

X

X

X

X

X

Subtyp 21 Süd

X

X

X

X

Anforderungen

Tmax [°C] Sommer
(April bis November)

< 18

< 18

< 18

< 18

< 20

< 20

< 25

< 25

Temperaturerhöhung Sommer
[∆T in K]

0

0

0

0

0

0

0

0

Tmax Winter
(Dezember bis März) [°C]

≤ 8

≤ 10

≤ 10

≤ 10

≤ 10

≤ 10

≤ 10

Temperaturerhöhung Winter
[∆T in K]

≤ 1

≤ 1,5

≤ 1,5

≤ 2

≤ 3

≤ 3

≤ 3

Die Werte für Temperaturerhöhung bezeichnen die maximal zulässige Differenz zwischen den Temperaturen oberhalb und unterhalb einer Einleitungsstelle für Abwärme.

Legende:
ff/tempff
= Gewässer sind fischfrei oder temporär fischfrei
Sa-ER = salmonidengeprägte Gewässer des Epirhithrals
Sa-MR = salmonidengeprägte Gewässer des Metarhithrals
Sa-HR = salmonidengeprägte Gewässer des Hyporhithrals
Cyp-R = cyprinidengeprägte Gewässer des Rhithrals
EP = Gewässer des Epipotamals
MP = Gewässer des Metapotamals
HP = Gewässer des Hypopotamals


Zur Bewertung aller Fließgewässer inkl. der Marschengewässer steht das fischbasierte Bewertungssystem fiBS zur Verfügung.

Für die nicht tideoffenen Marschengewässer des Subtyps 22.1 kann auch der MGFI zur Bewertung der Fischfauna herangezogen werden. Bei dem Bewertungsergebnis handelt es sich um das ökologische Potenzial.

Das Verfahren FAT-FW wird für die tideoffenen Marschengewässer der Subtypen 22.2 und 22.3 angewendet Beschreibung: hier). Aufgrund der erfolgten hydromorphologischen Veränderungen sowie fortlaufender Nutzungen sind die tideoffenen Marschengewässer als HMWB eingestuft; der Bewertungsmaßstab ist daher das ökologische Potenzial.


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